Standing Ovations am Ende von Carl Orffs «Carmina Burana»

Carmina Burana, 22./23. September 2018

Fünf Chöre führten zusammen mit der Musikgesellschaft Melchnau Carl Orffs «Carmina Burana» auf. In der Dorfhalle Neuendorf engagierten sich nicht weniger als 120 Sängerinnen und Sänger und ein Orchester.

Für die ersten Takte ging der Komponist Carl Orff auf tutti und eröffnete sein Werk mit einem Paukenschlag. Das Orchester und der Chor setzten für den dramatischen Einstieg ihr gesamtes Volumen ein und intonierten diese bestens bekannte Auftaktmelodie fortissimo.

Anschliessend nahmen sich die Instrumentalisten etwas zurück, um den Sängerinnen und Sängern Raum für die Strophen des ersten Liedes zu geben. «O Fortuna, statu luna variabilis» wird hier beklagt, «Ach, Schicksalsgöttin, Du bist so unbeständig, wechselhaft wie der Mond».

Um Carl Orffs monumentale «Carmina Burana» auf die Bühne der Dorfhalle Neuendorf zu bringen, scheuten die Akteure keinen Aufwand. Mit den Kirchenchören von Neuendorf und Herbetswil (Leitung Simon Haefely), den Kirchenchören von Ramiswil und Mümliswil (Leitung Christa Haefely-Aschwanden) sowie dem Gemischten Chor Busswil-Melchnau (Leitung Anna Leuenberger) engagierten sich nicht weniger als 120 Sängerinnen und Sänger.

Orff hatte Passagen für einen Kinderchor komponiert; diesen Part übernahm ein Ad-hoc-Ensemble, gebildet aus 60 Jugendlichen aus dem Gebiet der beteiligten Chöre und aus der Schule K4 Langenthal. Das Orchester, die Musikgesellschaft Melchnau, wurde dirigiert von Wolfgang Nussbaumer. Zu dieser sechzigköpfigen Formation zählten auch zwei Pianos. Die professionellen Gesangssolos besorgten Beat Schwerzmann (Bariton), Simon Jäger-Vogel (Tenor) und Melanie Gehrig (Sopran). Die Gesamtleitung hatte Dirigent Wolfgang Nussbaumer inne.

Vertonte Gedichte

Vierundzwanzig Gedichte hatte Orff aus dem Fundus des Klosters Benediktbeuren vertont. 250 kleinere Werke aus dem Hochmittelalter wurden dort vor allem in lateinischer und mittelhochdeutscher Sprache entdeckt. Für die «Carmina Burana» hat Orff seine Auswahl in drei Kapitel gruppiert: «Im Frühling»; «In der Schenke»; «Im Hof der Liebe». Im ersten Kapitel wird die Freude über die Wiederkehr der warmen Jahreszeit besungen.

Im Lenz erwachen auch die zarten Gefühle. Im zweiten Teil wird mit Trinkliedern an deftigen Gelagen geprasst und gespielt. Im dritten Kapitel heisst das Thema «cour d’amours» – im Hof der Liebe. Nun kommt auch der Kinderchor zum Einsatz mit dem Lied «Amors Pfeile fliegen überall hin».

Orff schöpfte alle musikalischen Möglichkeiten aus: Etwa wenn Sopranistin Melanie Gehrig solo singt, oder Tenor Simon Jager von tiefen über mittlere Lagen zur Kopfstimme wechselt. Der Kinderchor wird einmal nur von zwei Blasinstrumenten begleitet. Dann der Chor vom ganzen Orchester samt Kesselpauken.

Anlehnungen an Volkstanz und Jahrmarktmusik werden durch Orff ebenso verwendet, wie moderne disharmonische Akkorde. Diese zweistündige Aufführung rundete das Ensemble schliesslich mit der Volksliedbearbeitung von «Du fragsch mi, wär i bi» als Zugabe ab.

Urs Amacher, Oltner Tagblatt,  24.9.2018

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